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2017Nun wissen wir also aus erster Hand, wie wichtig der gutgemeinte Wunsch für allseits einer Handbreit Wasser unterm Kiel tatsächlich ist. Und wie scheußlich es ist, wenn dem mal nicht so ist…
Kaum nämlich, dass wir nach insgesamt 6 Tagen Trockenwerft und umfangreichen Reparaturen, Wartungs- und Pflegearbeiten die Sameera am 17.01.17 wieder ins Wasser haben heben lassen, machten wir uns gleich auf den Weg zur abendlichen Geburtstagsfeier von Angela (Laridae).
Die Sameera in neuem Glanz und frischem Antifouling:
Die frisch polierte Sameera wird wieder zu Wasser gelassen:
Wir waren schon voller Vorfreude auf das Wiedersehen und die Party in kleinem Kreise. Aber eine kleine Unachtsamkeit (zu viel nach anderen tollen Booten geschaut, statt mit voller Konzentration auf die Seekarte / Plotter zu schauen) führte dazu, dass wir mit der Sameera auf eine Sandbank in der Bucht von Le Marin auffuhren. Oh Gott, was für ein Schrecken, das fährt einem erst mal in alle Glieder! Glück im Unglück war aber, dass es sich bei dieser Untiefe um Sand handelte und nicht etwa um harten Stein oder ein Korallenriff, was ein Leck in das Schiff hätte schlagen können…. Statt eines harten Aufpralls rutschten wir eher mit Schwung auf die relativ weiche Sandbank. Trotzdem ging durch die Crew zunächst eine kleine Panikwelle, die sich aber nach ein paar Schreckminuten wieder beschwichtigen ließ. Schnell stellte sich heraus, dass wir mit eigener Motorenkraft es nicht schaffen konnten, das Schiff wieder von der Sandbank herunter zu bugsieren; die Sameera lag mit der Backbord-Kufe satt auf und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Zudem drückte eine starke Strömung das Schiff tendenziell weiter auf das Riff. Da ist dann guter Rat teuer….
Um das Schiff dagegen abzusichern, fuhren wir mit unserem Dinghi im letzten Licht der Dämmerung unseren Anker nach achtern aus. Bei genauerer Betrachtung der Seekarte wurde uns auch bald klar, dass wir an diesem Abend am besten keine große Befreiungsaktion mehr starten sollten, denn wir waren vom Sandriff förmlich wie ein großes U umgeben, und bei abnehmendem Wasser und in Dunkelheit wäre ein erneutes Auffahren auf das Riff sehr wahrscheinlich gewesen. Also sendeten wir eine Nachricht an die Laridaes, dass wir zur Party leider nicht mehr erscheinen könnten und kochten erst einmal ein Abendessen, um die strapazierten Nervenkostüme der Sameera-Crew zu entspannen. Dabei grübelten wir, wie wir es wohl schaffen könnten, von der Sandbank wieder herunter zu kommen, ohne dass das Schiff großen Schaden nehmen oder wir Unsummen an ein offizielles Abschleppboot zahlen müssten. An unsere Freunde von der Nelia, die mit ihrem Schiff noch im Hafen von Le Marin lagen und mit denen wir in der vergangenen Woche viel Zeit und gemeinsame Ausflüge unternommen hatten, schickten wir eine WhatsApp – in der wir um Beratung und Trost anfragten. Leider erreichte sie die Nachricht zunächst nicht. Die Nacht auf der Sandbank war für uns sehr sehr lang – und wir vermissten nahezu schmerzlich das seichte Geschaukel des Schiffes, wie es normalerweise so im Wasser liegend vor sich hinschaukelt. Unser leicht nervöses Innenleben stand zu dieser statischen Ruhe im starken Kontrast…. Die Nacht über versuchten wir kraft Nachspannen der Ankerkonstruktion, uns weiter gegen die Strömung zu erwehren:
Am nächsten Morgen bekamen wir dann doch Antwort von den Nelias – und das auch noch früh genug vor dem nächsten Hochwasser um 7:24 Uhr, das einem konzertierten Befreiungsversuch von der Untiefe eher zuträglich sein sollte. Kurzerhand aktivierte Matthias auch noch Stephane von der Sir Henry 4 und Sebastian von der Maskali (beide ebenfalls Barbados 50-Teilnehmer), die er am Abend zuvor im Hafen getroffen hatte. Allesamt rückten mit ihren Dinghis sogleich an, um uns zu helfen. Zudem eilte Olivier, der ein Nachbarschiff in der Bucht bewohnt und uns schon am Abend zuvor tatkräftig seine Hilfe angeboten hatte, herbei. Nach kurzer Lagebesprechung waren die Aufgaben verteilt: die insgesamt 4 Dinghis drückten von vorn mit aller Kraft gegen die Bugspitzen der Sameera, während die beiden Motoren auf Vollgas rückwärts fuhren und Roland und ich die beiden Leinen, die wir am Heckanker angebracht und auf die Winschen gelegt hatten, wie die Berserker kurbelten, bis der Leinensaft herausquoll….
Und dann war es tatsächlich geschafft: die Sameera kam frei!
Eiligst vollführte das ganze Team die vorher besprochene weitere Choreografie: Leinen blitzschnell von der Ankerkette lösen und ins Schiff ziehen, um sie vor den Motorschrauben zu sichern, den Anker zunächst liegen lassend die Passage aus der U-förmigen Sandbank lotsen, die Sameera bis in sichere Tiefe leiten….
Wir waren so euphorisch – voll Freude, dass die Sameera wieder frei war! Aber vor allem über dieses sagenhafte Gefühl, wie toll es ist, so liebe und hilfsbereite Menschen zu kennen: „That´s what friends are for!“
Noch vor einem ersten Erholungskaffee und -kakao checkten Roland und Matthias das Unterschiff, ob gravierende Schäden zu erkennen seien. Wir haben Glück gehabt: bis auf eine paar kleine Schrammen im frisch aufgetragenen Antifouling sind wir mit dem Schrecken davon gekommen, alles ist heile! Zugute kam uns bei diesem Abenteuer sicherlich, dass die Sameera grundsätzlich dafür gemacht ist, sie auf den beiden Kufen „trockenfallen“ zu lassen. Beim nächsten Mal machen wir das aber mit mehr Planungsvorlauf; das schont die Nerven ganz wesentlich…..
1000 Dank an alle – und für Eure guten Wünsche… für allseits eine Handbreit Wasser unterm Kiel (am besten beiden Kielen)!