Prunk in Nassau und Abschied aus den Bahamas

Für die Erkundung der einsam-schönen Ragged Islands, Jumentos und der Exumas haben wir uns insgesamt mehr als einen Monat Zeit gegönnt und sind in die dortige Natur förmlich eingetaucht. Nach dem Besuch der „Bahamas-Schweine“ haben wir – auf James Bond´s bzw. Sean Connery´s Spuren – die Thunderball-Grotto vor Staniel Cay besucht.

P1060358-Grotte 1   Grotte 2

In dem Wasser dieser riesigen Naturhöhle mit viel Tageslicht, das durch ein Loch im Gestein des Deckengewölbes hereinscheint, leben unglaublich viele und sehr bunte Fische. Wenn nicht gerade ein Motorboot einen Schwung Gäste in diese Grotto entladen hat (denn die Thunderball-Grotto ist eine bekannte Touristenattraktion, so werden Touristen aus auch weiter entfernten Teilen der Bahamas hierher befördert), ist es wunderbar beschaulich darin und man kann in aller Ruhe „abtauchen“. Allerdings muss man die Gezeiten vor dem Eintauchen in die Grotte gut beachten, damit man auch problemlos wieder aus der Höhle heraustauchen kann, in der also schon James Bond seinen Martini gerührt hat.

Wardrick Cay:

P1200856-Sameera in Wardrick    P1200867-Wardrick-small

Severin bestaunt das Skelett eines vor Jahren hier gestrandeten Pottwals:

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Gabriel taucht gemeinsam mit einem Ammenhai an einem Schiffswrack:

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Nach kurzem Besuch des Naturparks „Exuma Land an Sea“ in Wardrick Cay hangelten wir uns weiter Richtung Norden bis nach Shroud Cay. Andere Segler hatten uns empfohlen, dort mit dem Dinghy durch einen mangrovengesäumten Salzwasserfluss bis an die andere Uferseite der kleinen Insel zu schippern, weil man von dort einen sagenhaften Blick auf den Atlantik habe. Unsere Jungs waren anfänglich nur zäh zu diesem Vorhaben zu motivieren, da sie meinten, ja inzwischen schon wirklich vielmals den Atlantik gesehen zu haben… Wohl wahr. Aber Gott sei Dank sind sie doch mitgekommen! Denn erstens hatte das Durchqueren des Mangrovenflusses echtes Amazonasfeeling und zweitens – der Blick, der sich am Ende des Flusses vor uns auftat, war tatsächlich absolut prospektreif! Weißer Strand, wilde Felsformationen mit kleinen türkisen Tümpeln, dahinter türkises Plätscherwasser und dann der tiefblaue, rauschende Atlantik. Da musste man sich einfach in die Wellen stürzen!

P1200999-3 Jungs in Shroud-small  P1200985-Shroud 1-small

Weiter ging´s nach Nassau, der Hauptstadt der Bahamas auf Providence.

Hier kristallisiert sich auf Meilen hin weit sichtbar der für die Bahamas legendäre Luxus, der zu nicht geringem Ausmaß der laxen Banken-und Steuerpolitik der Bahamas zugeschrieben wird. Prachtvolle Villen liegen an den exklusiven Stränden, imposante Hochhäuser und Resort-Anlagen gruppieren sich um die Hafendurchfahrt – und als Inbegriff von Saus und Braus ist das riesige rosafarbene Hotel „Atlantis“ im Zuckerbäckerstil mit Delfin-gekrönten Säulen und Türmchen schon aus großer Entfernung zu erkennen. Das alles steht in so krassem Kontrast zu den unberührten und einsamen Inseln der Bahamas, die wir bislang besucht haben, und auch zu den eher kärglichen Wohnverhältnissen und Umständen, in denen die meisten Bahamianer leben.

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Nachdem wir die Sameera vor einer der schicken Ufervillen geankert hatten, machten wir uns auf den Weg zum Hotel Atlantis auf Paradise Island. Unser Plan war, uns auf das Gelände zu schleichen, um den Prachtbau mit Riesen-Spaßrutschen durch Riesenaquarien und Riesencasino einmal aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen. Das Einschleichen klappte überraschend mühelos – und vor uns tat sich eine Welt auf, die selbst König Ludwig XIV. zu maßlosem Staunen gebracht und mit Neid erfüllt hätte. Wir jedenfalls haben uns gefühlt wie „der Bauer im Königsschloss“! Unfassbar, in welchen Dimensionen diese gesamte Anlage entworfen wurde, durch welch gigantische Hallen und Gänge man lustwandelt und wie an jeder Ecke neue Überraschungen aufwarten. Der Inbegriff von „think big“! Wie ist das möglich, dass solch ein Protz und Prunk gelebt werden kann?!

Atlantis Aussen 1    Atlantis Gewölbe  Atlantis Saal

Mittendrinuntendrunterundaußenrum verläuft ein giganteskes Aquarium, dessen Fische die Gäste im Speisesaal umschweben und das man auch durch im Kellergewölbe verlaufende Gänge aus betrachten kann. Sealife ist ein Klacks dagegen.

Aquarium Atlantis

Blick in den Speisesaal mit Aquarien:

Atllantis Speisesaal

Eine idealisierte Beachkulisse umgibt das kolossale Hotelgebäude.

Atlantis Seepferd

Alles ist groß. Sevi verschwindet förmlich in einem Thron:

Atlantis Sevi Thron

Selbst Lorenz und Gabriel wirken plötzlich winzig:

Atlantis L und G Pokal   Atlantis Wohnzimmer

Luxusboutiquen und ein bombastisches Casino runden den Spaß des Hotelgastes ab:

Atlantis Casino   Atlantis Casino 2

Abendstimmung in der zur Anlage gehörigen Marina:

Atlantis Abendstimmung

Nach diesem Ausflug in den beeindruckenden Luxus Nassaus haben wir uns aber schnell wieder auf ein einsames Inselgrüppchen zurückgezogen, die Berry Islands. Irgendwie hat uns Nassau irritiert, die beschauliche Natur hier tut der Seele wohler.

Vorher, nämlich beim Auslaufen aus Nassau, wartete allerdings noch einen aufreibender Nervenkitzel auf uns: das Unterqueren der Paradise Bridge.

P1060513-Sameera vor Paradise bridge-small  P1060500-Sameera unter Paradise bridge-small

Geschafft! Nun können wir also mit Sicherheit sagen, dass die Gesamthöhe der Sameera 69 Fuß ( = 21,8 m) nicht überschreitet.

Die Crew mit leicht schlotternden Nervenkostümen:

P1060524-Paradise bridge-small

(Natürlich wussten wir schon vorher, dass die Sameera unter dieser Brücke hindurchpasst – aber im entscheidenden Moment und mit Blick in die Mastspitze wird man – zugegeben – dann doch intuitiv nervös: „Was, wenn die Maße nicht korrekt angeben waren?!?!?“)

Zurück in die Natur:

P1200799-3 Jungs Staniel Cay Beach-small

Ausgelassen genießen wir die letzten Tage unseres Bahamas-Aufenthaltes.

Auf die Plätze – fertig …..

P1070125-3 Jungs bereiten Sprung vor-small

… los!

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Severin und Roland üben sich im Hecht-Sprung:

P1070147-Sevi Jump-small   P1070152-Papa der Hecht-small

Wir hätten hier, auf den Bahamas, noch viel mehr Zeit verbringen können und mögen, denn es gibt noch unendlich viele weitere den Bahamas zugehörige Inselketten und Cays …. – für´s nächste Mal…!

Neben dem reinen Spaß und Genuss bietet unsere Reise auch zahlreiche Denkanstöße und Möglichkeiten, sich mit Themen wie Klimawandel, Gerechtigkeit, Leistungsgesellschaft, Politik, Motivatoren und Motiven auseinanderzusetzen. Das ist eines der prägenden Elemente unserer Reise: dass wir hier ausreichend Zeit und Muße finden, auch mit unseren Kindern ausführlich über solche Dinge zu diskutieren.

Leider haben uns sehr traurige, persönliche Nachrichten von Freunden aus Deutschland erreicht, die uns sehr ans Herz gehen und zu Demut mahnen. Dass wir unser Abenteuer so erleben durften und dürfen. Und dass wir alle gesund sind…

So nehmen wir mit Wehmut Abschied aus den Bahamas, seiner Abgeschiedenheit, der idyllischen, türkisgefärbten Natur und dem sagenhaften Sternenhimmel, den wir so als unendliches Lichtermeer wohl lange nicht mehr zu Gesicht bekommen werden. Sterne bis zur Meereskante; über und über ist der Himmel übersäht von Millionen von Lichtpunkten – das ist im wahrsten Sinne „Wunder-schön“ und gehört mit zu den eindrücklichsten Bildern, die wir von unserer Reise mitnehmen werden.

Kurz bevor die Sterne aufgehen:

P1060924-Sonnenuntergang Wardrick-small

Doch unsere Reise führt uns weiter, unser nächstes Ziel heißt bereits Cape Canaveral in den USA, wo wir in schon einer Woche unsere Sameera an „Andrew und sein Team“ übergeben werden, das wir beauftragt haben, die Sameera für uns nach Europa zurück zu segeln. Das bedeutet, dass wir zuvor das Schiff komplett ausräumen und ein paar Kartons packen, die wir nach Deutschland schicken (Schulbücher!) und natürlich unsere 5 Reisetaschen. Wenn wir dann unserer Sameera hinterher gewunken haben (mit wahrscheinlich Tränchen in den Augen), werden wir samt jener Reisetaschen in ein gemietetes Wohnmobil steigen und noch zweieinhalb Wochen lang einen „Roadtrip“ durch Florida machen.

Den USA nähern wir uns definitiv mit gemischten Gefühlen an – zum einen, weil dort unsere Segelreise enden wird. Zum anderen aber wegen der Frage, die uns schon lange bewegt: wer das sein mag, die einen Mann wählen und ihm zujubeln, der wie ein Elefant im Porzellanladen durch die Geschichte trumpelt? Schon als wir zu unserer Atlantiküberquerung aufbrachen (am 9.11.16), lag uns das folgenschwere Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl, das wir gerade noch aus dem Internet aufgeschnappt hatten, schockartig und schwer im Magen, sodass lange Zeit nicht klar war, ob uns die ersten drei Tage des Crossings wirklich die meterhohen Wellen oder doch das Wahlergebnis massive Übelkeit verursachten. Auf unserer bisherigen Reise haben wir auch eine ganze Reihe Amerikaner kennengelernt. Und bislang haben alle sich von Trump deutlich distanziert und sich eher peinlich berührt bis entsetzt über die Stilblüten und Demolagen ihres Präsidenten geäußert. Aber das kann ja nicht die einzige Position der Amerikaner sein. Wie ein Schisma zwischen Befürwortern und Ablehnern trennen sich die Wahrnehmungen der politischen Realität, so wirkt es auf uns aus der „ausländischen Perspektive“. Die Spannung wächst also, wie sich das im US-Alltag darstellt – und wieviel wir davon werden spüren können.

Sameera auf Fahrt:

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